Erstmal kurz ein Dankeschön an „arbeiterInnenMACHT“ und an alle anderen Organisationen, die in dem ZeroCovid Bündnis aktiv sind und natürlich an alle Leute, die sich heute hier eingefunden haben. Es ist schön zu wissen, dass es neben diesen Querdenker Spinnern, denen die Opferzahl dieser Pandemie noch nicht hoch genug ist, auch ernstzunehmende Leute gibt, die gegen die Pandemiepolitik unserer Regierung auf die Straßen gehen. Dankeschön.

 

Wir sind ja jetzt hier im Namen einer Kampagne mit dem Titel ZeroCovid, also Null Corona. Und da kriegt man natürlich gerne mal gesagt, dass diese Zahl Null eher unrealistisch sei. Aber was ist denn realistisch? Was ist denn machbar? Schauen wir uns hierzu mal einige Zahlen und Fakten zum Coronavirus an. In Deutschland sind seitdem Auftreten des Virus Ende Januar 2020 bis dato 72.000 Menschen an einer Coronainfektion gestorben. Aber wie viele dieser Corona-Toten hätte man verhindern können? Ziehen wir dazu den wahrscheinlich unfairsten Vergleich, nämlich den mit China. China, das Land in dem der Virus zuerst ausgebrochen ist, China das Land, dass ohne Vorwissen und ohne Vorwarnungen mit diesem tödlichen Virus konfrontiert wurde. Und ich weiß es gibt einige hochqualifizierte Investigativjournalisten, die an den Zahlen, der chinesischen Regierung ihre Zweifel haben. Da das aber dieselben Journalisten sind, die ein schmutziges Glasröhrchen als Beweis für Massenvernichtungswaffen interpretiert haben und vor einigen Monaten noch die „Wirksamkeit von Masken“ anzweifelten und eine „Maskenpflicht“ verurteilten, aber darauf werde ich jetzt nicht weiter eingehen und nehme jetzt einfach die chinesischen Zahlen. In diesem China gab es seit dem Ausbruch des Virus Ende Dezember 2019 insgesamt etwas über 4.600 Corona-Tote. Ja, das ist quantitativ weniger als in Deutschland, allerdings ist es umso erstaunlicher, wenn man sich die Bevölkerungszahl der beiden Nationen anschaut. Denn runtergebrochen auf die deutsche Bevölkerung wären das in Relation betrachtet gnädig gerundet 300 Corona-Tote, die sich die deutsche Regierung hätte erlauben dürfen. Das macht also 300 Tote durch den Corona-Virus, die restlichen 71.700 starben einzig und allein am Versagen und am Fehlmanagement unserer Regierung. Nur um das mal klar auf den Punkt zu bringen.

 

Und es gibt nicht nur diesen quantitativen Unterschied. Es ist auch ein qualitativer. Denn unsere Regierung war nicht aus dem nichts mit dem Virus konfrontiert, wir wussten was in China passiert ist, wir wussten was in Italien passiert ist, wir wussten was dieser Virus anrichten kann. Und es wurde trotzdem nicht gehandelt. Man wusste, wie man mit der Pandemie umzugehen hat, man wusste, wie effektiv ein kompletter Lockdown sein kann, man wusste, dass das Menschenleben rettet, man hat es trotzdem nicht getan.

 

Warum? Woran liegt dieser maßgebliche Unterschied im Pandemiemanagement zwischen BRD und der VR China, aber auch Staaten wie Cuba, Laos, oder Viet Nam? Es ist erstaunlich aus deutscher Sicht anzusehen, dass es in China zum Beispiel möglich ist binnen zwei Wochen Krankenhäuser hochzuziehen. Den Begriff der deutschen Effizienz sollten wir da wohl dann doch mal lieber überdenken. Ich sprach vorhin vom Fehlmanagement der deutschen Regierung, das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn die deutsche Regierung hat einige Dinge während der Pandemie bisher hervorragend hinbekommen. Nur profitieren wir davon nicht. Nehmen wir mal die Wirtschaft als Beispiel. Allein 2020 verbuchte Daimler Reingewinne in Höhe von 3,6 Milliarden Euro, also 50% mehr als im Jahr davor. Ist doch super oder? Nur dumm, dass die Angestellten davon keinen Cent beziehen, denn diese 3,6 Milliarden, von denen ich hier spreche, die entfielen vollständig als bedingungslosen Reingewinn an die Aktionäre. Und währenddessen müssen unsere Metaller für ihre 4% auf die Straßen gehen, ihnen droht Kurzarbeit, Lohnabbau.

 

Um zurück zum Thema zu kommen, ich weiß der Klassencharakter der Volksrepublik China ist schwer zu durchschauen, doch der Klassencharakter der Bundesrepublik Deutschland ist es nicht. Es liegt hier und jetzt in dieser Pandemie klar auf der Hand, dass die Regierung unseres Landes lieber 72.000 Bürger verrecken lässt, bitte verzeihen sie mir meine Wortwahl, als von der bedingungslosen Unterordnung der Politik unter die Interessen der Unternehmerklasse auch nur irgendein winziges bisschen abzuweichen. Wir sprechen alle gerne von der Forderung "Gesundheit über Profite", doch das was die Regierung hier für eine Politik an den Tag legt ist nicht bloß "Profite über Gesundheit". Es ist schlicht und ergreifend ein knallhartes "Profite über Menschenleben." Darüber müssen wir uns im Klaren sein.

 

Wir alle wissen, "Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Selbstmord treiben, einen in den Krieg führen usw." Ich füge hinzu, man kann auch einfach, während eine tödliche Pandemie wütet, trotz wissenschaftlichen Erkenntnissen, Vorzeigebeispielen durch andere Staaten, und allgemeiner Anerkantheit der Notwendigkeit eines Lockdowns, trotzdem die Fabriken und Produktionsstätte offenlassen und wirtschaftliche Interessen über Menschenleben stellen. Auch letzteres ist in unserem Staate nicht verboten, allerdings als Art zu töten sehr effektiv.

 

Tja, das ist die aktuelle Corona Politik der Regierung. Und wenn man an dieser menschenverachtenden Politik seine berechtigten Zweifel hegt, dann ist man natürlich gleich autoritär, demokratiefeindlich, oder einer, der den Kommunismus will. Mal ganz davon abgesehen, dass ich letzteres wirklich will, fordere ich auch die politische Mitte dazu auf, sich unserer Kritik und den daraus entstehenden Kampagnen anzuschließen. Denn jeder hat eine Großmutter, eine gesundheitlich vorbelastete Freundin, kennt jemanden der im Gesundheitssystem arbeitet, oder gehört selbst zu einer der Risikogruppen. Darum ist jeder einzelne von uns auch leidtragender dieses Pandemiemismanagements. Leidtragender dessen, dass sie ihre Krisen auf unseren Rücken austragen, nicht nur im Bezug auf Corona.

 

Und ich sage nicht nur im Bezug auf Corona, weil es prinzipiell so ist, dass Krise ein elementarer Bestandteil der kapitalistischen Produktionsweise ist. Nicht nur dank Corona. Und wenn es dann halt wieder heißt wir säßen alle im selben Boot, tja dann ratet mal wer zuerst über Bord geht. Entlassungen und Lohnabbau auf der einen, fette Rendite auf der anderen Seite. Also erzählt uns bitte keine Märchen über Sozialpartnerschaft, würde ich in so ner Partnerschaft stecken, dann hätt ich schon längst Schluss gemacht. Also Schluss mit Lügen von Sozialpartnerschaft, Schluss mit Lügen von wir sitzen doch alle im selben Boot. Tun wir nicht. Die Krise heißt nicht Corona, Corona heißt nur das Symptom. Die Krise heißt Herrschaft der Unternehmerklasse. Die Krise heißt ihre Interessen über unsere, und die Lösung heißt Dagegenhalten. Darum bitte ich euch alle unterstützt die ZeroCovid Initiative, schaltet eure Köpfe ein, denkt ordentlich und nicht quer, verschafft euren Stimmen gehör, und behaltet euer politisches Engagement auch ungeachtet der Pandemie bei, denn selbst wenn Covid-19 dann irgendwann Vergangenheit ist, die grundlegenden Probleme dieser Gesellschaft, die unsere jetzige miserable Lage in der Pandemie überhaupt erst möglich gemacht haben, sind es damit noch lange nicht. Also weiter raus auf die Straße. Dankeschön.

Helfenstein-Klinik in Geislingen zu teuer?

Gesundheit dürfe nicht zur Ware gemacht werden, hört man immer wieder. Fakt ist, sie ist längst dazu gemacht worden. Systematisch werden gesundheitspolitisch Gelder eingespart, Kapazitäten heruntergefahren. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Krankenhäuser. Es ist erklärtes Ziel der Regierung, die Zahl der Kliniken radikal zu reduzieren. Nicht wenige werden in die Insolvenz getrieben.

 

1975 gab es (in der BRD) noch über 3 100 Krankenhäuser mit über 707 000 Betten.

 

Die durchschnittliche Patienten-Verweildauer betrug 19,9 Tage.

 

2016 gab es in (Gesamt)-Deutschland noch 1951 Krankenhäuser (1 149 weniger als 1975 allein in der BRD) mit 489 718 Betten (minus 30,7%). Die durchschnittliche Verweildauer wurde inzwischen auf 7,6 Tage reduziert. Die Zahl der Patienten, die noch krank entlassen werden und dadurch oft dauerhafte Beeinträchtigungen erleiden, ist sprunghaft gestiegen.

 

Das muss man wissen, wenn jetzt das große Corona-Jammern darüber losgeht, dass das Gesundheitswesen an seine Kapazitätsgrenzen käme. Zu den bisherigen Infektions-Höhepunkten wurde schon über „Triage“ nachgedacht. (Darüber, wen man krepieren lässt, wenn die Intensiv-Kapazitäten nicht ausreichen.) In manchen Ländern war das schon Realität.

 

Jetzt droht die „dritte-Corona-Welle“, aber der kriminelle Kahlschlag geht weiter. Sogar im Corona-Jahr 2020 sind bundesweit weitere 20 Krankenhäuser geschlossen worden und die Helfenstein-Klinik könnte dazu kommen.

 

Sie sei zu teuer, tönt der (anscheinend zur Legitimation engagierte) Gutachter von der Firma Curaton. Die Stuttgarter Zeitung vom 8. März 21 zitierte aus dem Gutachten:

 

Vom Jahresverlust der Kreis-eigenen Alb-Fils-Kliniken in Höhe von 6,6 Millionen € kämen 1,9 Millionen aus Geislingen. Besonders die „hohen Personalkosten“ seien „Preistreiber“. Zudem sehe er einen Investitionsbedarf von rund 52 Millionen €.

 

Dass nach dem Krankenhaus-Finanzierungsgesetz die Investitionskosten gar nicht dem Krankenhaus anzulasten, sondern vom Land zu erbringen sind, ignoriert er beflissentlich.

 

Andererseits bescheinigt er eine Perspektivlosigkeit wegen „Fachkräftemangel sowohl im ärztlichen, als auch im pflegerischen Bereich“. „Sie werden es nicht schaffen, so viel Personal zu bekommen, dass sie alle Abteilungen halten können“.

 

Dass der Fachkräftemangel auch daher kommt, dass (fast) alle Klinikbeschäftigten unterbezahlt sind und dass mehr Personal auch mehr kostet, steht im Widerspruch zu der Preistreiber-Theorie, aber das ficht ihn anscheinend nicht an. Anscheinend wird alles an den Haaren herbeigezogen, was den (bestellten?) Inhalten der „Gutachter“-Aussage nützt.

 

Ansonsten strotzt das „Gutachten“ von „Marktwirtschaft“. Die Helfenstein-Klinik erziele in ihrem „Kernmarkt“ nur einen Marktanteil von 30 % und sei einer „starken Konkurrenz“ durch die Krankenhäuser in Ulm, Heidenheim, Nürtingen, Esslingen, Remstal und Stuttgart ausgesetzt.

 

Uns ist nicht bekannt, dass die Beschäftigten in diesen Krankenhäusern an Unterauslastung zu klagen hätten. Anscheinend wird hier nur ein Verwirrspiel betrieben, das von den jetzt schon bestehenden Gesundheitsversorgungs-Unterkapazitäten in der ganzen Region ablenken soll.

 

Genauso wie es ein Verwirrspiel ist, wenn die Finanznot argumentativ hin und her geschoben wird, wenn z.B. die Krankenhäuser genötigt werden, notwendige Investitionen von dem Geld abzuzweigen, das eigentlich für Personalkosten da ist, weil das Land seinen Zahlungsverpflichtungen einfach nicht nachkommt.

 

Bis Ende 1984 durften die Krankenhäuser keine Gewinne machen. Mit Einführung der Gewinn- und Verlustrechnung und der Fallpauschalen (des DRG-Abrechnungssystems) wurde das grundsätzlich geändert.

 

Objektiv führen die Fallpauschalen zu einem Druck auf die Krankenhäuser, Kosten zu sparen, Gewinne zu machen. Die Krankenhäuser werden in einen gnadenlosen Konkurrenzkampf gegeneinander getrieben. Das ist gewollt!! Die Privatisierung des Gesundheitswesens wird systematisch betrieben.

 

Die öffentliche Daseinsvorsorge wird systematisch kaputt gespart, wohl nicht zuletzt um den scheinbaren Beweis zu erbringen, dass öffentlich halt gar nichts funktioniert, wenn nicht jemand sein Geschäft damit machen kann. Im Mittelpunkt steht nicht der Patient bzw. seine Gesundung. Im Mittelpunkt steht die Krankheit bzw. das Geschäft, das mit Ihrer Behandlung gemacht werden kann.

 

Das Verwirrspiel der Gesundheitsfinanzierung lenkt davon ab, wie die öffentlichen Gelder umverteilt werden. Alljährlich begeht der Bund der Steuerzahler den „Steuergedenktag“. Der normale Lohnabhängige drückt ja nicht „nur“ Lohnsteuer und Sozialabgaben, sondern eine Unmenge weiterer Steuern und Abgaben an den Staat ab. Der Steuergedenktag ist der Stichtag, an dem rechnerisch der Normalsterbliche aufhört, für den Staat - und anfängt für sich selbst zu arbeiten. Letztes Jahr war das der 9. Juli!

 

Nachdem die Unternehmer aus unserer Arbeit Profit geschlagen haben, arbeiten wir also mehr als die Hälfte der Zeit, für den Staat, aber alle öffentlichen Leistungen müssen wir noch einmal bezahlen, möglichst mit Gewinnspanne. Wohin fließt dieses Geld?

 

Hauptsächlich kassieren Banken und Großkonzerne direkte und indirekte Subventionen (von cum-ex-Geschäften, Steuerhinterziehung und Korruption noch nicht einmal zu reden).

 

Außerdem bezahlen wir die Vorbereitung eines großen Krieges, den wahrscheinlich niemand überleben kann. Der amtierende Chef des US Strategic Command, Admiral Charles Richard, äußerte am 3. Februar, v.a. China demonstriere eine solche „aggressive“ wirtschaftliche und militärische Stärke, dass sich auf absehbare Zeit ein nuklearer Konflikt mit der Nato nicht mehr vermeiden lasse.

 

Charles Richard weiter: Die bisherige Politik der Nato müsse einer neuen „Risikoabwägung“ weichen. Für die USA und die Nato heiße das, Abschied zu nehmen von nuklearer Zurückhaltung hin zu einer Strategie, die den Einsatz von Nuklearwaffen ermöglicht.

 

53,03 Milliarden € deutsche Rüstungsausgaben für das laufende Jahr hat die Bundesregierung der Nato für diese Politik offiziell gemeldet.

 

Dieser Wahnsinn hat System. Das System heißt Staatsmonopolistischer Kapitalismus.

 

Ohne den asozialen Raubzug gegen die eigene Bevölkerung und ohne selbstmörderische Aggressionspolitik nach außen hat dieses System keine Zukunft.

 

Mit diesem System haben wir keine Zukunft!

 

Schaffen wir es ab, um zu überleben!

Solidarisch mit eurem Kampf um eure Arbeitsplätze

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen

 

die DKP-Stuttgart verurteilt die Pläne der Geschäftsleitung von Mann & Hummel, das Ludwigsburger Werk zu schließen. Rund 400 Arbeitsplätze, und deutlich mehr Einzelschicksale werden auf dem Altar des noch höheren Profits geopfert. Kolleginnen und Kollegen, die z.T. seit Jahrzehnten maßgeblich zum großen Erfolg des Unternehmens beigetragen haben, einfach eiskalt abzuspeisen, ist unsäglich. Das Angebot einer Weiterbeschäftigung in Speyer, Sonneberg etc. ist purer Zynismus. Das sind keine realen Angebote, sondern der Versuch der Kapitalseite, sich auch noch die Abfindung zu sparen. Wenn die Beschäftigten dem Kapital zu teuer sind, wäre es vielleicht an der Zeit, darüber nachzudenken, ob nicht umgekehrt ein Schuh daraus wird, nämlich, daß wir uns das Kapital nicht mehr leisten können. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland schreibt im Artikel 14 Abs. 2 vor: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

 

Wir erklären uns mit Eurem Kampf um den Erhalt eurer Arbeitsplätze solidarisch und wünschen euch viel Kraft und Erfolg. Gemeinsam sind wir stark.

 

Die Genossinnen und Genossen der DKP Stuttgart

 

Solidarität mit dem Kampf der Beschäftigten von Daimler

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Genossinnen und Genossen der DKP Stuttgart unterstützen euch in eurem Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze, gegen die dreisten Erpressungsversuche des Daimler-Vorstands.
30.000 Arbeitsplätze sollen dem Profitinteresse zum Opfer fallen, das wäre eine Einsparung von bis zu 3 Mrd. €, also wieder ein Mehr an Profit für das Kapital.
Arbeitsplatzabbau nicht etwa, weil keine Autos mehr gebaut werden, sondern weil die Produktion nach Osteuropa verlagert werden soll, wo die KollegInnen sehr viel weniger verdienen.
War bisher von 4.000 Arbeitsplätzen in Untertürkheim die Rede, weil die Aggregatewerke zurückgefahren werden sollten, so gibt es inzwischen auch Angriffe gegen die Belegschaften in Gaggenau, Kassel, Mannheim, Wörth und die Stuttgarter Zentrale - alles Bereiche der Nutzfahrzeugfertigung.
Die Frage stellt sich, was Verträge mit dem Kapital wert sind, wenn sie, sobald die Gewinnerwartung nicht erfüllt wird, gebrochen werden. Die Betriebsvereinbarungen zur Beschäftigungssicherung wurden ja von den Kolleginnen und Kollegen bezahlt, es waren keine Geschenke. Selbst die Tarifverträge mit der IGM zu Schichtzuschlägen, bezahlte freie Tage (Weihnachten/Silvester) sollen jetzt unterlaufen werden und es wird damit gedroht, daß künftig Tariferhöhungen nicht weitergegeben werden. Auch diese einmal abgeschlossenen Tarifverträge waren keine Geschenke, sondern wurden mit Verzicht z.B. auf höhere Lohnerhöhungen kompensiert, also von euch selbst bezahlt. Wie könnte auch der Vorstand oder die Aktionäre etwas verschenken, sie arbeiten nicht, sondern sie kassieren das Geld, das ihr erarbeitet. Ihr seid es, die den Mehrwert schaffen. Deshalb waren die zahlreichen Aktionen der letzten Wochen mehr als berechtigt, mit denen ihr die Verhandlungen begleitet habt, denn Vertragsbrecher reagieren nur auf Druck, sie verstehen nur die Sprache des Streiks. Umso unverschämter ist es, daß sie euch jetzt drohen, den zugesagten E-Campus doch nicht in Untertürkheim anzusiedeln, weil ihr euch nicht alles gefallen laßt.
Wichtig ist jetzt die Geschlossenheit der Beschäftigten aller Daimlerwerke, laßt euch nicht spalten, nicht gegeneinander ausspielen, seid solidarisch. Ihr seid mehr, ihr seid die vielen, die die Werte schaffen, ohne euch geht nichts, ohne die Vorstände oder die Aktionäre schon.
Wir wünschen euch viel Erfolg im Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze und der erkämpften sozialen Standards.
Wir stehen solidarisch an eurer Seite und werden euch unterstützen.

Die Genossinnen und Genossen der DKP Stuttgart

 

Gemeinsam die Angriffe von Gesamtmetall abwehren!
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat Ende Mai ein umfangreiches Maßnahmenpaket zu „Wiederhochfahren und Wiederherstellung für die 2. und 3. Phase der Corona-Krise“ vorgeschlagen. Ähnlich dem Horrorkatalog von Südwestmetall beinhaltet das Paket massive Angriffe auf soziale Errungenschaften sowie auf die kleinsten Verbesserungen, die in den letzten Jahren noch erreicht werden konnten. So soll die abschlagsfreie Rente mit 63 fallen, die sowieso nur nach 45 Versicherungsjahren zu haben ist und mittlerweile auch frühestens mit 63 Jahren und 8 Monaten möglich ist. Außerdem die Haltelinie beim Rentenniveau bei 48 Prozent, die für viele jetzt schon Altersarmut bedeutet. Die Mütterrenten I und II sollen wieder fallen und die Parität bei der Krankenversicherung, die ja auch schon längst keine wirkliche Parität mehr ist, soll ebenso beseitigt werden. Die Einschränkungen bei den Arbeitnehmerüberlassungen, die in den vergangenen Jahren eingeführt wurden, sollen wieder rückgängig gemacht werden, ebenso wie die Mindestlohn-Dokumentationspflicht. Zudem sollen die Pläne zur Einschränkung von Befristungen vom Tisch. Sie wollen mehr „Flexibilität“. Auch bei der Arbeitszeit wollen sie „Experimentierräume“ für weitere Flexibilität. Gesetzliche Haltelinien sollen dafür fallen. Für Ruhezeiten soll es „passgenaue Modelle“ geben. Das Betriebsverfassungsgesetz soll ebenso wie das Arbeitsrecht geschliffen werden, um ungehindert durchregieren zu können. Der Kündigungsschutz muss „überarbeitet werden, um die dringend notwendige Rechtssicherheit bei Verfahren der Massenentlassung wiederherzustellen“. Beim Gesundheitsschutz wollen sie „möglichst große Spielräume bei der Umsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen“, um die „unternehmerische Freiheit nicht (oder minimal) durch Vorgaben im Arbeitsschutz einzuschränken“. „Das Virus ist letztendlich Teil des allgemeinen Lebensrisikos“, deshalb soll auch nichts im gesetzlichen Arbeitsschutz institutionalisiert werden. Die Grundrente halten sie für „völlig verfehlt“ und „unverhältnismäßig teuer“. Auch beim Klimaschutz soll die Politik erst mal auf die Bremse treten.
Dies ist nur ein kleiner Auszug des 10seitigen Horrorkatalogs. Aber er zeigt, wie umfassend die Angriffe sein werden, die in den nächsten Monaten und Jahren auf uns zu rollen. Dagegen braucht es gewerkschaftlich organisierte breite und kämpferische Gegenwehr! Ein „gemeinsam durch die Krise“ – wie so manche Gewerkschaftsvorstände predigen - kann es nicht geben. Die Klasseninteressen zwischen Kapital und Arbeit sind unvereinbar. Wir sind für einen kämpferischen Kurs in den Gewerkschaften gegen diese Angriffe auf soziale Standards und Errungenschaften durch Gesamtmetall ein. Wir lassen ein Abwälzen der Krisenlasten auf unseren Rücken nicht zu!
 
Ein interessanter Artikel aus der Jungen Welt - unten die Einleitung dazu – der komplette Artikel im Anhang:
»Mal wieder streiken«
Corona spitzt die Situation aller Lohnabhängigen zu. Schlaglichter auf die Lage der Beschäftigten in sogenannten systemrelevanten Berufen
Sebastian Friedrich und Nina Scholz
Die Coronapandemie legt frei, was für viele sonst nur in Schattierungen erkennbar ist. Einerseits spitzen sich die Bedingungen für weite Teile der Arbeiterklasse zu, andererseits diskutieren Medien und Politik über die Systemrelevanz bestimmter Berufe und somit auch über gesellschaftlich notwendige Arbeit. Einige Schlaglichter auf Versandhandel, Pflege, Einzelhandel und Saisonarbeit zeigen die aktuelle Situation in diesen Branchen und wie sich dort, wo Homeoffice keine Option ist, wo überdurchschnittlich viele Migranten, Migrantinnen und andere Frauen arbeiten, die Arbeitsbedingungen durch Corona verändern. Können die Beschäftigten in diesen Bereichen die aktuelle Debatte nutzen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, sich zu organisieren und konkrete Verbesserungen zu erkämpfen? Beschleunigen sich durch die Pandemie Klassenkämpfe von unten – oder droht das Gegenteil? Und welche Rolle spielen Gewerkschaften und Linke dabei?
 
Gesamter Artikel: jungewelt.de/artikel/379639.kapitalismus-in-der-krise-mal-wieder-streiken.html?sstr=mal%7Cwieder%7Cstreiken


Aus dem Newsletter des Zukunftsforum der Stuttgarter Gewerkschaften